Ch W
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Ich habe das Gefühl, meine Gefühle wurden nicht ausreichend gesehen. Ich bin in die Klinik gekommen, um einen Halt zu finden, weil ich Angst hatte, alleine nicht mehr klar zu kommen. Ich habe diverse Ängste ausgesprochen. Angst vor Ablehnung insbesondere. Es fiel mir also sehr schwer, mich zu öffnen. Anstatt dies anzuerkennen und mir mit Wohlwollen und Liebe zu begegnen, damit ich meine traumatische Vergangenheit und meinen Drang zum Alleingängertum aufzulösen, damit ich mich entspannen kann, wurde mein Verhalten so interpretiert, dass ich mich von der Gruppe entferne und es so wirkt, dass ich die anderen meide. Es kam sogar zu einer Schulhofsituation, in der ein paar wenige Patienten mich bewusst gemieden haben. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Die anderen konnten wiederum nicht verstehen, wieso ich von ihnen nicht gemocht wurde. Ich habe mit Ersteren trotz Angst das Gespräch gesucht und alles besproche. In der Gruppentherapie und privat. Meine Einzeltherapeutin hat sich jedoch sehr auf diese Situation fokussiert. Dies hat mich noch tiefer in Schuldgefühle und Angst und einen Funktionsmodus geführt. Es wurde mehr auf mein scheinbares Verhalten nach außen eingegangen als auf den Grund, also, wie ich mich im Innen fühle. Am Ende habe ich in der Diagnose eine narzisstische Akzentuierung stehen gehabt, die mir gar nicht erklärt wurde. Nur auf Nachfrage sagte mir meine Therapeutin, dass es an meinem teils abweisenden Verhalten und am um mich selbst Kreisen liegt, "aber das sei nicht weiter schlimm und bei meinen Eltern ja auch kein Wunder. " Mich hat diese Diagnose so sehr verunsichert und anstatt mich liebevoll meiner Gefühlswelt anzunehmen, hatte ich noch größere Schuldgefühle gegenüber anderen Menschen. Denn offenbar bin ich ja ein schlechter Mensch (Narzisst). Ich wollte ja nicht so sein wie meine Eltern. Aber mir wurde nicht gesagt, was ich ändern kann. Nichts erklärt. So habe ich bis heute Angst, anderen etwas schlechtes anzutun und habe Schwierigkeiten, meine Bedürfnisse durchzusetzen und bin mir im Umgang mit dominanten Menschen unsicher, ob nicht ich eigentlich Fehler mache. Also, teils eine verdrehte Weltansicht. Meine wahre Not wurde also in der Klinik nicht erkannt. Also z.B. mein Trauma mit narzisstischen Menschen aufgewachsen zu sein und meine tiefen Ängste und meine Kompensationsstrategien. Ich hätte jemanden gebrauchen können, der mir ein Gefühl gibt, "ich bin o.k." und mir erklärt, was da gerade in mir passiert. Mich beruhigt. (Hierfür kann ich übrigens das Buch "Bin ich traumatisiert?" von Verena König empfehlen. Damit habe ich ein bisschen mehr über die Vorgänge im Körper verstanden.) Stattdessen wurde auf "Fehlersuche " gegangen. Also, sehr von oben herab auf mich als Problem geschaut. Ich fühlte mich dabei nicht sicher, denn es ist wie bei meinem erlebten kaputten hierarchischen Verhältnis von mir zu meinen Eltern gewesen. Dabei habe ich gleich in der ersten Stunde zu meiner Therapeutin gesagt "ich fühle mich unsicher, Sie wirken dominant auf mich." Leider hat das nichts an Ihrer Strategie geändert. Ich bin die ganze Zeit im Abwehrmodus gewesen und konnte mich nicht fallen lassen oder erweichen. Ich konnte also nur durch die Zeit kommen, indem ich hart blieb und mich mit meinen Mitpatienten gut stellte, anstatt mich zu trauen, Vertrauen und wahre Verbindung aufkommen zu lassen, weil ich solche Angst hatte, verurteilt zu werden.
Ich bin komplett emotional zerstört und aufgeweicht aus der Klinik gegangen mit riesigen Selbstzweifeln. Alles hat sich verschlimmert. Ich dachte, das sei normal, weil eine Therapie ja erstmal die Symptome verschlimmern kann, aber da ich damit nicht aufgefangen wurde, bin ich glaube ich, in mein Trauma tiefer hineingeschliddert.
Vielleicht ist es für andere Krankheitsbilder dort geeignet. In meinem Fall (Trauma, Ängste, Depression) war es sehr schlimm (Station 5). Andere fanden es hilfreich im Ginsterhof. Geholfen hat mir die Bewegungstherapie und die PflegerInnen waren überwiegend einfühlsam. Das Essen war gut und die Klinikumgebung auch.